Ein bekanntes Risiko bei einer Kieferoperation ist, dass ein Nerv getroffen wird. Ist der Nerv beschädigt nach der Weisheitszahn OP, macht sich das auf verschiedene Art und Weise bemerkbar. Untersuchungen zufolge liegt die Schädigung des Nervus aleveolaris und des Nervus lingualis in dauerhafter Form bei einer Quote von 5 Prozent. Patienten, die eine Vollnarkose bevorzugen, sind einem höheren Risiko ausgesetzt. Das liegt in einigen Fällen daran, dass Operationen in Vollnarkose weniger schonende Operationstechniken aufweisen.
In vielen Fällen liegt der Nervus alveolaris inferior in unmittelbarer Nähe zur Wurzel eines Weisheitszahnes. Er versorgt die Zähne und die Oberlippe. Der Verlauf des Nervs fällt in Einzelfällen anders aus. Wenn der Nerv direkt zwischen den Wurzeln eines zu operierenden Weisheitszahnes verläuft, besteht die Möglichkeit, dass er bei der Extraktion desselben nachhaltig Schaden nimmt. Deshalb ist es wichtig, dass der Zahnarzt vor Behandlungsbeginn ein Röntgenbild erstellt, das die Lage des Nervs und des Weisheitszahns ganz genau darstellt.
Das Problem ist, dass bei der Verletzung des Nervs eine Störung der Sensibilität und des Empfindens bestimmter Partien im Gesicht vorkommen können. Dazu gehören Lippen und die Wangen. Wenn die Verletzung stark ist, kommt es im schlimmsten Fall zu einem kompletten Verlust des Empfindens. Die Sensibilitätsstörungen drücken sich entweder in Überempfindlichkeit, Teilunempfindlichkeit oder im kompletten Empfindungsverlust aus.
Ebenfalls im Kiefer verläuft der Nervus lingualis. Dieser versorgt den Mundboden und die Zunge und für das Geschmacksempfinden zuständig. Gerade bei Weisheitszähnen, die sich zur Zunge hin verlagern, ist ein vorsichtiges operieren ganz besonders wichtig, um den Geschmacksnerv nicht zu treffen. Festgestellt wird die Schädigung an der Zunge in den vorderen zwei Dritteln der Zungehälfte, auf deren Seite der Weisheitszahn gezogen wurde. Die andere Seite der Zunge ist nicht in der Lage, die Schädigung komplett zu kompensieren.
Die Ursachen der Schädigung von Nerven bei der Entfernung von Weisheitszähnen liegen in der Mehrzahl an
Falls der Zahnarzt mit einem rotierenden Instrument abgeleitet, ist es möglich, dass er einen der beiden Nerven erwischt und stark verletzt. Eine stumpfe Beschädigung entsteht möglicherweise durch das Verrenken (Luxation) des Kiefers. Und nicht zuletzt ist es möglich, dass die Kanülenspitze den Nerv trifft, der erheblichen Schaden nimmt. Das ist zwar äußerst selten und nicht auszuschließen.
Nerven können bei einem Eingriff im Kiefer gereizt, beschädigt oder komplett durchtrennt werden. Das Gewebe regeneriert sich unter Umständen, das wird einige Zeit dauern. Um die Heilung zu unterstützen, gibt der Zahnarzt in vielen Fällen Medikamente. Betroffene brauchen Geduld und warten die Heilung ab. Im Falle, dass der Nerv komplett durchtrennt ist, stellt sich nach drei Monaten keine Besserung des Taubheitsgefühls oder des Geschmacksverlustes ein. Nach Ablauf dieser drei Monate können mikrochirurgische Maßnahmen helfen. Wer auf raschere Ergebnisse drängt, beschäftigt sich vorzeitig mit dieser Möglichkeit. Um einen solchen Eingriff machen zu lassen, müssen Betroffene allerdings eine Klinik aufsuchen, die mikrochirurgische Eingriffe dieser Art durchführen können.
Wenn der Zahnarzt während der Operation feststellt, dass ein Nerv komplett durchtrennt wurde, bleibt ihm ohnehin keine andere Wahl, als den Patienten in eine Fachklinik bzw. zu einem versierten mikrochirurgisch ausgebildeten Fachkollegen zu überweisen. Im Einzelfall ist eine sofortige Rekonstruktion angezeigt. Andernfalls würde der mikrochirurgische Eingriff 3-4 Wochen nach der Operation stattfinden.
Wenn erst in der Nachkontrolle des operativen Eingriffs die Durchtrennung festgestellt wird, ist eine Therapie zur Abschwellung und Entwässerung angezeigt. Im Fachjargon spricht man dann von einer antiödematösen Therapie. Wenn sich innerhalb von drei Monaten eine Regeneration einstellt, wird der Zahnarzt kontinuierliche Verlaufskontrollen einführen. Das geschieht für den Mindestzeitraum von sechs Monaten. Falls nach den drei Monaten keine Besserung eintritt, empfiehlt es sich, über eine chirurgische Intervention nachzudenken.
Jeder Patient hat die Möglichkeit selber ausprobieren, ob ein Nerv beschädigt ist. Zunächst sei gesagt, dass der Geschmackstest idealerweise nach Ablauf von 48 Stunden erfolgt, weil die Wunde andernfalls zu viel Angriffsfläche bietet und sensibel auf Fremdkörper reagiert. Ab dem dritten Tag können Betroffene einen Geschmackstest durchführen. Dazu lässt sich eine Auswahl verschiedener Gewürze oder Lebensmittel benutzen. Unkompliziert ist der Test mit Salz, Zitrone oder Pfeffer. Innerhalb kürzester Zeit können Betroffene feststellen, ob eine Zungenpartie diese durchdringenden Geschmäcker nicht wahrnimmt. Ist die Zunge taub, lässt sich durch leichtes beißen auf die Zunge herausfinden, ob das Gefühl noch da ist, oder nicht. Sobald sich Zweifel einstellen, dass Geschmacksempfinden und das Gefühl noch genauso sind, wie vorher, nehmen Betroffene Kontakt zu Ihrem Zahnarzt auf. Dieser führt in seiner Praxis mit spitzen und stumpfen Gegenständen im Wechsel einen Test an der Zunge durch und findet zweifelsfrei heraus, ob der Patient noch Empfindungen hat oder nicht.